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Tiergesundheit: Kräftig einschäumen

Ein Schaumbad beim Einstallen von Ferkeln? Das klingt zunächst etwas merkwürdig. Doch auf dem Betrieb von Dr. Jochen Farwick ist dies fester Bestandteil eines gelungenen Hygienemanagements.

Kräftig einschäumen: Bei Schweinehalter Dr. Jochen Farwick ist dies fester Bestandteil des Hygienemanagements

Reges Treiben herrscht im Ferkelaufzuchtstall von Jochen Farwick im nordrhein-westfälischen Lüdinghausen: Es werden gerade Babyferkel eingestallt. Das ist eigentlich eine alltägliche Situation auf einem Aufzucht- und Mastbetrieb. Doch auf dem Hof Farwick ist das Einstallen immer etwas Besonderes, denn alle Ferkelgruppen dürfen dabei eine kleine Schaumparty veranstalten. „Zu Beginn der Aufzucht waschen wir unsere Ferkel, um ihnen hier einen optimalen Start zu bieten“, erklärt Jochen Farwick.

Alle drei Wochen erhält der Landwirt rund 1.000 Ferkel aus dem Sauenkarussell der Viehvermarktungs-Genossenschaft (VVG) Lüdinghausen-Selm und Umgebung eG. Die 7 bis 8 kg schweren Ferkel werden meist freitags in die Ferkelaufzuchtställe eingestallt. In diesen sind insgesamt drei Altersgruppen in je vier Abteilen untergebracht. Mit einem Gewicht von 30 kg werden die Schweine anschließend in die Mast umgestallt. Hier hält Jochen Farwick fünf weitere Altersgruppen. „Wir achten darauf, dass wir alle Abteile in der Ferkelaufzucht und auch in der Mast im Rein-Raus-Verfahren betreiben“, erklärt der 35-Jährige.

Auf eine wirksame Reinigung und Desinfektion der Buchten wird dabei ein besonderes Augenmerk gelegt. In der Sauenhaltung der VVG Lüdinghausen-Selm gelten dazu noch strengere Hygienemaßnahmen, die für alle Sauenhalter vorgegeben sind. Auch das Sauenwaschen vor dem Einstallen in den Abferkelstall ist eine Empfehlung, die von den meisten Betrieben durchgeführt wird. „Dank dieser vorgegebenen Maßnahmen und der einheitlichen BHZP-Genetik der Sauen stammen alle Ferkel ja beinahe aus einer Herde. Trotzdem machen sich die verschiedenen Haltungsumwelten, in denen die Ferkel geboren wurden, bemerkbar. Die verschiedenen Hygienemaßnahmen in den Sauenbetrieben und bei uns im Ferkelaufzuchtstall reichten daher vor einiger Zeit nicht mehr aus“, berichtet Jochen Farwick.

„Das Münsterland ist nun einmal bekannt für die Schweinehaltung. Leider sind so aber auch der PRRS- und der Staphylokokkendruck sehr hoch. Bei uns auf dem Betrieb machte sich dies mit einem vermehrten Auftreten von Ferkelruß und anderen Staphylokokkenerkrankungen bemerkbar.“

Die Viehvermarktungs-Genossenschaft reagierte auf dieses Problem und empfahl in Absprache mit Hygieneberaterin Anna-Catharina Heitgress das Waschen der Ferkel beim Einstallen in die Ferkelaufzucht mit Neopredinol.

„Das Konzept klang überzeugend, sodass wir das Ferkelwaschen recht schnell im Stall ausprobierten. Nun waschen wir unsere Ferkel schon seit knapp drei Jahren beim Einstallen“, erinnert sich der promovierte Agraringenieur.

Ferkel werden mit einer Schaumlanze eingeschäumt

Die Ferkel werden mit einer Schaumlanze eingeschäumt. Der Zeitaufwand dafür ist gering, sodass es von einer Person erledigt werden kann.

Ganz in Ruhe

Jochen Farwick legt beim Einstallen der Tiere viel Wert auf einen ruhigen Ablauf. „Wir haben deshalb den Waschvorgang an unsere Gegebenheiten angepasst. Eigentlich wird das Ferkelwaschen im Zentralgang empfohlen. Darauf haben wir aber bewusst verzichtet. Wir sortieren die Ferkel beim Abladen vom Transporter nach Gewicht und Größe und treiben sie anschließend in ihre Buchten. Dort können die Tiere etwas zur Ruhe kommen und ihre neue Umgebung erkunden. Erst dann beginnen wir mit dem Waschen der Ferkel“, erklärt der Schweinemäster.

Dank des einphasigen Tierwaschmittels ist der Arbeitsaufwand für das Ferkelwaschen recht gering, da das Anmischen der Waschlösung entfällt. So kann das Mittel problemlos mit der Schaumlanze aufgetragen werden. „Ein einfacher Vorgang war uns bei der Entscheidung, die Ferkel zu waschen, wichtig. Im Aufzuchtstall arbeitet mein Mitarbeiter, Christian Schiefenhövel, eigenverantwortlich, sodass er meist auch das Einstallen allein übernimmt. Das Waschen sollte also auch von einer Person erledigt werden können“, sagt Jochen Farwick, der selbst hauptsächlich im Maststall tätig ist.

Währenddessen geht Christian Schiefenhövel mit der Schaumlanze im Zentralgang des Abteils von Bucht zu Bucht und schäumt dabei die Ferkel großzügig ein. Die Tiere erschrecken vor dem unbekannten Schaum kurz, beruhigen sich aber sehr schnell wieder.

„Ich achte beim Waschen darauf, dass ich alle Tiere gleichmäßig einschäume. Alle Körperpartien sollen ja gleichermaßen erreicht werden“, erklärt er seine Arbeit. „Trotzdem versuche ich, besonnen zu waschen, damit die Tiere so wenig Stress wie möglich haben.“

Gesagt, getan: Während er den Waschvorgang in der nächsten Bucht im Abteil von vorne beginnt, beruhigen sich die gerade gewaschenen Ferkel bereits und erkunden den Schaum auf dem Buchtenboden.

„Der restliche Schaum auf dem Boden wirkt wie ein Klauenbad“, erklärt Alina Probst-Schweckendieck. Die zukünftige Schwägerin von Jochen Farwick studiert Agrarwissenschaften und hilft häufig im Ferkelstall aus. „In ein bis zwei Tagen waschen wir die Ferkel erneut. Den Zeitpunkt machen wir dabei von ihrem Verhalten abhängig. Jede Gruppe erholt sich vom Stress des Absetzens anders. Wir waschen nur dann, wenn alle Ferkel fit und agil sind“, ergänzt der Mitarbeiter.

Alina Probst-Schweckendieck, Jochen Farwick und Christian Schiefenhövel

Alina Probst-Schweckendieck, Jochen Farwick und Christian Schiefenhövel (v. l.) waschen die Ferkel beim Einstallen in die Aufzucht.

Antibiotika reduzieren

Nach knapp 15 Minuten sind alle 240 Ferkel im Abteil von oben bis unten weiß vom Schaum und auch die letzten Tiere kommen nun wieder zur Ruhe. Das Tierwaschmittel verbleibt auf den Tieren und trocknet dort sehr schnell ab – bei den zuerst gewaschenen Tieren ist kaum noch Schaum auf der Haut zu erkennen. „Das Mittel ist sehr mild und gut verträglich. Wir hatten noch nie Probleme mit Reizungen der Augen oder Schleimhäute“, erklärt Jochen Farwick. „Außerdem wirkt es sich positiv auf das Abheilen von Bisswunden aus. In der Mast waschen wir die Schweine selten. Wenn aber größere Beißereien auftreten, greifen wir auf das Tierwaschmittel zurück und schäumen auch die Mastschweine ein.“ Dies hilft einerseits beim Abheilen der Wunden. Andererseits verändert es den Geruch der Schweine und sie lassen das Beißen.

In erster Linie soll das Ferkelwaschen aber das Gesundheitsmanagement im Stall abrunden. Jochen Farwick versucht, den Antibiotikaverbrauch auf ein Minimum zu reduzieren. „Ich greife nur in schwereren Fällen, oder wenn mehrere Schweine betroffen sind, zu antibiotischen Mitteln. Mir ist es wichtig, die Gesundheit und das Wohlbefinden meiner Schweine schon von vorneherein durch das Waschen der Ferkel zu sichern“, betont der Mäster. „Mit dem Waschen beim Einstallen der Ferkel können wir zumindest den Erregerdruck auf der Haut der Tiere mindern.“

Waschmittel ist für die Ferkel ungefährlich

Oben: Die Ferkel massieren sich den Schaum gegenseitig ein. Unten links: Das Waschmittel ist mild und reizt die Schleimhäute der Tiere nicht. Unten rechts: Nach dem Waschen verbleibt das Mittel auf den Tieren und trocknet schnell ab.
 

Gezielt gegen Krankheiten

Gegen die im Körper vorhandenen Erreger hat Jochen Farwick jedoch noch keine alternative Lösung gefunden. Als Einstallmetaphylaxe erhalten seine Ferkel daher eine Gabe Amoxicillin und Zink. „Das ist noch eine kleine Schwachstelle in unserem Gesundheitsmanagement“, erklärt er. Zu Beginn der Aufzucht muss er für ein optimales Wohlergehen der Tiere den Erregerdruck im Körper mindern. Mit dieser Medikamentengabe lässt sich ein einheitlicher Gesundheitsstatus der Tiere sicherstellen.

Um diesen Status während der Aufzucht und Mast optimal zu unterstützen, setzt Jochen Farwick auch auf eine angepasste Fütterung. Er mischt alle Rationen aus eigenem Getreide, Ergänzer, Corn Cob Mix und Nebenprodukten der Lebensmittelherstellung selbst. So kann er sicherstellen, dass sich die Rationen in den Hauptkomponenten von der Aufzucht bis zur Endmast nur geringfügig verändern.

Zusätzlich versetzt er sein Futter mit geschützter Laurinsäure, die im Dünndarm ihre antibakterielle Wirkung entfaltet. So gelingt es ihm, den Streptokokken- und Krankheitsdruck stark zu mindern. „Die Kombination von Ferkelwaschen und angepasstem Füttern macht den Erfolg im Gesundheitsmanagement aus“, beschreibt Jochen Farwick sein Vorgehen. „Trotzdem muss bei allen Maßnahmen immer bedacht werden, dass es keine Allheilmittel sind. Das Wichtigste ist, das Tier im Auge zu behalten.“
 

Beim Schaumbad wurden folgende Produkte verwendet:

Menno Tierwaschmittel Neopredinol

Menno Tierwaschmittel Neopredinol

Das Neopredinol von Menno Chemie ist ein flüssiges einkomponentiges Tierwaschmittel. Es kann zum Waschen von Ferkeln, Zuchtläufern, Sauen und Ebern eingesetzt werden.

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Fotos: Wiebke Herrmann. Artikel erschienen im dlz agrarmagazin / primus Schwein Heft 10/2016